AUDITORIX - Welt der Geschichten

1 Aller Anfang ist leicht

Ein leeres Blatt Papier – und da soll nun ein Hörspieltext draufgezaubert werden? Kein Problem!

Geschichten kommen aus dem eigenen Kopf

Jeder hat schon mal etwas Schönes oder Spannendes oder Trauriges erlebt. Jetzt heißt es: sich daran erinnern!

Wie war das noch gleich, als die kleine Schwester im Kaufhaus verloren gegangen ist? Oder als du nachts aufgewacht bist und es war so finster und unheimlich in der Wohnung? Oder als du selber einen Kuchen backen wolltest und alles ist schiefgegangen? Es gibt viele interessante, ganz alltägliche Momente in jedem Leben – und aus allen lässt sich mindestens eine kleine Szene schreiben. 

2 Erfinderisch sein!

Aus einer kurzen Erinnerung kann man auch eine lange Hörspielgeschichte machen, wenn man seiner Fantasie freien Lauf lässt und allerhand dazu erfindet. Hinter jeder Ecke und jeder Tür könnte ein Abenteuer stecken.

Was hat die kleine Schwester denn zum Beispiel so ganz alleine im Kaufhaus erlebt? Hat sie in der Bettenabteilung die Federmonster getroffen? Ist sie vor dem Ladendetektiv geflüchtet? Hat sie sich im Schrank versteckt und dort den sprechenden Holzwurm aufgestöbert? Und hat sie die Durchsage gehört: „Wer hat die kleine Emily gesehen? Bitte an der Information melden.“?

3 Augen zu und die Szenen hören

Die Geschichte der kleinen Emily im Kaufhaus wird besonders lebendig, wenn man sich in das Mädchen hineinversetzt. Das heißt, man schlüpft in Gedanken in ihre Füße, spricht mit ihrem Mund und hört mit ihren Ohren.

Ja, und was hört sie dann?

4 Was erlebt Emily?

Nun, sie hört vielleicht die Durchsagen. Oder sie belauscht die frechen, kichernden Federmonster. Sie erschrickt vielleicht über das Schmatzen vom Holzwurm im Schrank. Vielleicht führt sie eine Unterhaltung mit Herrn Wurm von Holzkeks. Oder sie spielt mit quäkenden Plastikspielsachen. Sie flüchtet vielleicht vor der finsteren Stimme des Hausdetektivs oder, oder, oder...

Wer Emilys Blickwinkel einnimmt, der hört noch viel mehr und weiß auf einmal, was sie tut und sagt.

5 ... und jetzt aufs Papier!

Wer merkt denn zuerst, dass Emily verschwunden ist? Die Mutter?

Und was ruft eine Mutter so aus, wenn ihr Kind weg ist? Aufschreiben: Mutter: „...“

Und wie sagt sie es? Ängstlich vermutlich. Auch ihre Gefühle werden notiert, damit die Sprecherin der Mutter sich in sie hineinversetzen kann. Es wird aufgeschrieben: Mutter (ängstlich, sorgenvoll): „...“

6 Satz für Satz

Und an wen wendet sich die Mutter nun mit ihren Sorgen um Emily? An einen Mitarbeiter? Gut möglich.
Was sagt der Mann dann zu ihr oder ins Mikrophon? Gleich aufschreiben: Mitarbeiter: „...“

Währenddessen erlebt Emily ihr erstes Abenteuer.
Was spricht der Holzwurm im Schrank zu ihr? Holzwurm: „...“

Stück für Stück setzen sich die Szenen fast von selbst auf dem Papier zusammen, indem man sich die Atmosphäre, die Bilder, die Worte und Geräusche vorstellt, als wäre man gerade mitten im Geschehen.

7 Wörter über Wörter

Eine kleine Szene wird noch lebendiger, je mehr verschiedene Wörter darin vorkommen. „Schön“ ist ein schönes Wort, aber noch schöner wird es, wenn „schön“ mal so richtig schön herrlich, wundervoll, glänzend oder großartig ist! - Wer Wert auf eine abwechslungsreiche Sprache legt, wird mehr Wirkung erzielen!

„Du hast aber ein nettes Stöffchen am Leibe, wenn ich das bemerken darf. Du bist ja ein reizendes Mädchen!“ - so könnte zum Beispiel der Herr Wurm von Holzkeks sprechen, anstatt zu sagen:
„Du bist schön und hast ein schönes Kleid an.“

8 Was Sprache verrät

Seine Art zu sprechen verrät, welchen Charakter man sich für ihn ausgedacht hat. Im ersten Fall scheint er ein vornehmer kleiner Herr zu sein, der ausgefallene Worte benutzt. Im zweiten Fall wirkt er ein bisschen einfältig. Welche Worte würde er wohl sagen, wenn er ein knurriger und schlecht gelaunter Schrankbewohner wäre?

9 Schreiben, wie man spricht

Stellen wir uns noch einmal die Mutter vor, als sie bemerkt, dass Emily verschwunden ist. Ob die Mutter wohl solche Sätze spricht wie diesen:

„Ich stelle fest, dass mir meine kleine Tochter, die soeben noch an meiner Seite stand, verloren gegangen ist, da sie offenbar ihrer eigenen Wege gegangen ist, während ich gerade an der Kasse damit beschäftigt war, den Mantel, den ich anprobiert hatte und der mir sehr gut steht, bei der freundlichen Verkäuferin zu bezahlen.“ 

10 Sprechen, wie man fühlt

So redet vermutlich kein Mensch in einer solchen Situation. Viel eher wird die erschrockene Mutter wohl ausrufen:

„Emily? Emily! Wo bist du? Sie war doch gerade noch da!
Entschuldigen Sie, haben sie ein kleines blondes Mädchen gesehen?
Ich hab nur bezahlt. Und als ich mich umgedreht hab, war sie weg!“

Kurzatmig und aufgeregt würde die Mutter wohl sprechen, ein bisschen ängstlich eben.

11 Laut vor sich hinquatschen

Die Worte und Sätze für ein Hörspiel sind zum Sprechen gedacht und nicht zum Lesen. Es ist also ratsam, die Sätze einer Figur immer wieder laut vor sich hin zu sprechen. Wenn sie wirklich „echt“ klingen und zu der Figur passen, die sie sagen soll, dann schreibt man sie auf.

12 lautes Ausprobieren

Beim „lauten“ Nachdenken fällt einem meistens noch viel zum Charakter der Figur ein.
Klingt die Mutter weinerlich oder wütend besser? Ausprobieren!

Wütend könnte sie dann sagen: „Herrje, wo ist denn Emily jetzt schon wieder?“
Weinerlich wählt sie sicher andere Sätze, zum Beispiel solche:
„Wo ist mein Kind? Bitte, haben Sie mein Kind gesehen? Hilfe, mein Kind!“

Je öfter man Sätze der Figur laut vor sich hin spricht, desto klarer sieht man sie in der Situation vor sich.

Film-Clip
So erfindet AUDITORIX Geschichten

Spiel
Für einen reichen Wortschatz!