Die Neue in der Klasse fällt Ina sofort auf – sie trägt Westklamotten und hat so einen komischen Vornamen. Außerdem wird sie von der linientreuen Lehrerin ziemlich schroff behandelt. Das macht Ina neugierig und sie geht auf Gertrude zu. Diese entpuppt sich als recht freundliche Zeitgenossin, mit der sich viele Gemeinsamkeiten zeigen. Gertrude ist eine gute beste Freundin. Leider bringt das in der DDR, 20 Jahre vor dem Mauerfall, eine Menge Probleme mit sich, weil Gertrudes Familie einen Ausreiseantrag gestellt hat. Jetzt versuchen nicht nur die Lehrerin sondern auch die Mutter Ina klar zu machen, dass sie von Gertrude besser die Finger lassen soll. Es kann für alle nur Nachteile bringen, weil Idas Vater dem Regime kritisch gegenübersteht und weil die gesamte Familie sich zum kirchlichen Leben bekennt. Ihnen ist die Stasi auf der Spur. Doch Ida lässt sich nicht auch noch einschüchtern und findet – auch mit der Mutter – einen Weg, einerseits zu ertragen, dass Gertrude mit der Familie bald nicht mehr da sein wird, und anderseits die Freundschaft aufrecht zu erhalten.
Eine wunderbare, altersgemäße Aufarbeitung der Verhältnisse in der DDR. Auch ohne diesen Zeitbezug bietet der Text eine beeindruckende Darstellung zu Freundschaft, Starksein, Eintreten für seine Überzeugung, selbst wenn das noch so problematisch und schwierig ist. Der Spannungsbogen bricht nie ab, da Ida auch Alltägliches am Ende mit kritischen Augen betrachtet. Ebenfalls beeindruckend ist die Lesung von Natalia Belitski. Sie trifft mit ihrer Stimme genau den Tonfall einer aufmerksamen, manchmal kritischen 11jährigen, die sich durch Widerstände nicht den klaren Blick verstellen lässt. Auch die anderen Personen erhalten eine eindeutige stimmliche Charakterisierung, ohne dass die Gestalten zu Typen werden.